VSM Verbandsnachrichten 80. Ausgabe / Dezember 2022

VSM Verbandsnachrichten 80. Ausgabe / Dezember 2022

Liebe Leserinnen und Leser,

steht die Welt am Anfang einer neuen Zeit? Einer Zeit, geprägt von Knappheit statt Überfluss? Zumindest 2022 hatte davon einiges zu bieten: knapper Schiffsraum, Lieferstörungen allenthalben, Fachkräftemangel, knappe Energiereserven, ganz zu schweigen von leeren Bundeswehrdepots. An Zeit mangelt es auch, obwohl das war ja immer schon so. Allerdings sind Klimawandel und Artensterben nichts, was man auf die lange Bank schieben sollte - unsere Sicherheit eigentlich auch nicht. Dessen hätten wir uns längst bewusst sein sollen. Themenwechsel, das Kapitel ist zu frustrierend so kurz vor den Feiertagen.

Also zurück zum Klima: Was kann die maritime Wirtschaft beitragen, damit die Klimafolgeschäden nicht noch teurer werden? Die Schifffahrt selbst strebt jetzt Klimaneutralität bis 2050 an. Leider wurde auch 2022 immer noch überwiegend konventionelle Tonnage bestellt. Die ist billiger, lässt sich leichter finanzieren, verdient aber immer noch mehr oder weniger dieselbe Charter. Die Reedervertreter sagen es selbst: Gebt uns klare Vorgaben, dann setzen wir die um. Leider war die IMO bisher weder schnell noch ambitioniert und MEPC 79 letzte Woche vermittelte nicht den Eindruck, dass sich das ändert. Insofern muss man sich fragen, ob wir die Zeit haben, auf globale Vorschriften zu warten. Haben wir nicht, sagt die EU und beschließt den Emissionshandel für die Schifffahrt und noch einiges mehr: Taxonomie, Fuel EU Maritime, RED, AFIR, CBAM, ZEWT, RLCF Alliance – fehlt noch was? Viel hilft viel. Jetzt müssen nur noch die Widersprüchlichkeiten beseitigt werden, dann kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Vor allem aber ist es nicht nötig, auf die EU, die IMO oder auf sonst wen zu warten. Energie sparen geht auch jetzt schon, nicht nur im Schiffsbetrieb, sondern auch durch effiziente Technik. Denn erneuerbare Kraftstoffe werden noch eine ganz Weile sehr knapp bleiben und damit sehr teuer.

Klar ist, wir brauchen viel mehr erneuerbare Energieerzeugung. Aber an Produktionskapazitäten, z.B. zur Erreichung der riesigen Ausbauziele für Offshore-Windenergie, mangelt es auch an allen Ecken und Kanten. Klar ist, die Beiträge aus der Schiffbauindustrie werden dringend gebraucht. Jetzt müssen Aufträge her, damit es losgehen kann. 

Eng wird es auch beim Thema Rohstoffe, denn für die Energiewende werden Batterien, Generatoren, Elektrolyseure, Brennstoffzellen etc. en masse gebraucht. Der Rohstoffbedarf wird erheblich zunehmen und wird sich nicht allein durch verstärktes Recycling decken lassen. Die Lagerstätten am Meeresboden bieten großes Potential. Da stehen wir noch ganz am Anfang, d.h. wir haben die Chance gemeinsam nachhaltige Abbautechnik zu entwickeln – anders als bei vielen Mienen an Land. 

Wo Knappheit herrscht, steigen Preise – und damit Spielraum für kluge Lösungen und die haben wir doch reichlich!

Bei all den vielen unerfreulichen Themen, die 2022 für uns in petto hatte, gibt es also gute Gründe für Optimismus. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dass 2023 der Beginn einer neuen, guten Zeit für Schiffbau und Meerestechnik in Deutschland wird.

Dafür wünschen wir Ihnen zum Jahresende einen guten Ausklang, einige erholsame Tage und viel frische Energie für ein erfolgreiches 2023!

Die VSM-Crew bedankt sich von Herzen bei allen Mitgliedern, Freunden und Partnern aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung für das Vertrauen und die exzellente Zusammenarbeit.