VSM Verbandsnachrichten 81. Ausgabe / April 2023

VSM Verbandsnachrichten 81. Ausgabe / April 2023

Liebe Leserinnen und Leser,

Dr. Reinhard Lüken

Der scheinbar omnipräsente Krisenmodus nervt. Think positive: Die Perspektiven für die deutsche Schiffbauindustrie sind ausgezeichnet!

  • Wir wollen kräftig mithelfen, dass die Bestandsflotte der Fracht- und Personenschifffahrt, v.a. im Binnen- und Küstenverkehr, in Europa maximal energieeffizient und mit klimaneutralen Kraftstoffen fahren kann.
  • Natürlich werden wir weiterhin unsere Kunden in den wichtigen High-End Märkten der Kreuzfahrtschiffe und Yachten bedienen und weiter zeigen, was technisch an tollen Lösungen realisiert werden kann. Diese Märkte sind die Technik-Pioniere der maritimen Industrie!
  • Die Kunden in aller Welt sollen auch weiterhin mit deutscher Zuliefertechnik bedient werden.
  • Wir müssen elementare Beiträge für den Ausbau der erneuerbaren Energien offshore leisten.; Ohne heimische Industrie sind die Ausbauziele nicht zu schaffen!
  • Wir wollen die öffentlichen Auftraggeber, v.a. die Deutsche Marine, aber auch zivile Behörden, Polizei, BSH, WSV, unsere Forschungsflotte etc. mit innovativem, leistungsfähigem Gerät ausstatten.
  • Dazu sollten auch Einheiten zählen, die unsere Resilienz stärken, wie der Vorschlag des Seeheimer Kreises zum Aufbau einer hoheitlichen Flotte für die notwendigen Energieimporte. Beeindruckende Konzepte für mobile, d.h. schwimmende Kriseninfrastruktur wie Notunterkünfte, Krankenhäuser, Kraftwerke, Wasseraufbereitungsanlagen etc. liegen ebenfalls bereit und können sofort umgesetzt werden.

Für all das sollten wir, unseres Erachtens, nicht auch noch in die Abhängigkeit von Drittstaaten geraten. Davon hat Deutschland schon viel zu viel!

„De-Risking“ bringt es auf den Punkt. Es geht nicht um „Decoupling“ - natürlich wollen wir weiter Handel treiben, auch mit systemischen Rivalen. Aber nur wenn es zum gegenseitigen Vorteil ist, und zwar dauerhaft, nicht nur auf kurze Sicht. Genau deshalb müssen strategische Anforderungen und Ziele durch die Regierung definiert werden. Dies von den Zielen großer Wirtschaftsunternehmen abzuleiten, deren Management möglicherweise eher Quartalsberichte und Jahresboni im Sinn hat als eine starke Volkswirtschaft, ist nicht angemessen.

Schiffbau ist Schlüsselindustrie und von hoher strategischer Relevanz. Dem trägt Europa und auch die Bundesregierung - Stand heute - in keiner Weise Rechnung.

Deutschland hat ein dramatisches Ausmaß an Erpressbarkeit erreicht. Wer das nicht rechtzeitig anpackt, zahlt einen hohen Preis. Die Lektion haben wir doch jetzt verstanden! In der maritimen Industrie können wir diese Erpressbarkeit noch mit vergleichsweise geringem Aufwand abwenden, in dem wir die oben aufgezeigten Perspektiven ausschöpfen und wieder auf einen ordentlichen Wachstumskurs einschwenken. Damit sollten wir jedoch nicht mehr allzu lange warten. Die jüngsten Vergabeentscheidungen in der Offshore Windenergie jedenfalls gehen immer noch in die falsche Richtung. Aber, think positive…!

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen!

Dr. Reinhard Lüken

(VSM-Hauptgeschäftsführer)