VSM Verbandsnachrichten 11/2016

VSM Verbandsnachrichten 11/2016

Liebe Leserinnen und Leser,

Dr. Reinhard Lüken

trübes Wetter und kürzer werdende Tage – das passt zur Stimmung auf den Weltmärkten. Der Welthandel schwächelt offenbar nicht nur konjunkturell sondern auch strukturell. Laut IWF könnte 2016 der Welthandel erstmals seit 16 Jahren schwächer ausfallen als das Wachstum des globalen Bruttosozialprodukts. Die alte Faustregel wonach der Welthandel doppelt so schnell wächst wie die globale Wirtschaftsleistung gilt längst nicht mehr.

Globale Unwägbarkeiten spielen dabei zweifellos eine wichtige Rolle: Wachstumsschwäche der BRIC Staaten, Waffengewalt in der Ukraine, in Syrien, im Jemen, in Mali, die Spannungen im südchinesischen Meer, die Schulden-, Flüchtlings- und institutionellen Krisen der EU, der BREXIT, der schwache Ölpreis etc.. Hinzukommen aber auch langfristige gesellschaftliche und technische Trends: Zum einen der um sich greifende Populismus, der Angst vor dem Fremden schürt und lieber abschottet statt sich zu öffnen. Keiner vermag heute vorherzusagen, was Präsident Trump von den zum Teil verstörenden Ankündigungen aus dem Wahlkampf tatsächlich umsetzen wird. Ein positiver Impuls für den Welthandel geschweige denn für die transatlantischen Handels- und Investitionspartnerschaft ist jedenfalls mehr als unwahrscheinlich.

Die Globalisierungsdynamik nimmt aber auch aus wirtschaftlichen Gründen ab. Automation und neue Produktionsverfahren lassen Lohnkostenunterschiede verblassen. Hinzu kommt eine Umkehr des langfristigen Kostentrends im interkontinentalen Gütertransport: Die enormen Produktivitätsgewinne durch die fortschreitende Containerisierung und immer größere Schiffe scheinen ausgereizt. Stattdessen stehen nun Kostensteigerungen ins Haus, um die Schifffahrt umweltverträglicher zu machen.

Diese Veränderungen lassen sich nicht stoppen. Aber sie lassen sich durch die Weiterentwicklung und Investitionen in effiziente Technik in wirtschaftliche Chancen ummünzen. Alternative Kraftstoffe oder der Ausbau landgestützter bzw. autonomer Steuerungssysteme können Effizienz, Umweltschutz und Sicherheit erhöhen. Eine Reihe erfolgreicher Schifffahrtstreibender verfolgen dieses Erfolgsrezept bereits seit geraumer Zeit. Zum Beispiel Kreuzfahrtreedereien - Investition in neue Technik ist quasi ihr Lebenselixier. Die Hälfte der gesamten globalen Neubauinvestitionen in 2016 entfiel auf dieses Marktsegment.

Trübes Wetter, trübe Stimmung? Am besten, Sie machen mal Urlaub, z.B. an Bord eines tollen Schiffes mit faszinierender Technik, die nicht nur für Erholung sondern vielleicht auch für Inspiration sorgt.

 

Dr. Reinard Lüken

Hauptgeschäftsführer

Verband für Schiffbau und Meerestechnik e.V. (VSM)