Schiffbau-Industrie II/2018

Mittwoch, 9. Januar 2019 - 14:00

Know-how macht den Unterschied

 

Liebe Leserinnen und Leser,

wir blicken auf ein Jahr zunehmender politischer Unsicherheiten zurück, die nicht nur grundsätzlich die wirtschaftliche Stimmungslage beeinflussen, sondern auch sehr konkrete Auswirkungen auf das internationale Wirtschaftsgeschehen haben. Die handelspolitischen Kampfansagen der USA an China und fast alle anderen Handelspartner sowie an die internationalen Institutionen, die unsäglichen Debatten zum Brexit und nicht zuletzt auch die schwierige Regierungsbildung in Deutschland sowie die schwachen Wahlergebnisse der Koalitionspartner erzeugen für die Wirtschaft eine instabile Ausgangslage. Erfreulicherweise öffnen sich für Deutschland, dank der guten konjunkturellen und haushaltspolitischen Lage, Handlungsspielräume, um auf Entwicklungen zu reagieren und sich auf künftige Szenarien vorzubereiten. Zusammen mit dem angekündigten Ende der Ära Merkel stehen wir vor herausfordernden aber auch spannenden Zeiten. Wird die Regierungskoalition die gesamte Legislaturperiode halten? Gelingt der Brexit ohne größere Schäden auf beiden Seiten des Kanals? Wächst der Einfluss der nationalistischen Kräfte nach der Europawahl? Lässt sich eine Eskalation der Handelskonflikte vermeiden und der Multilateralismus retten? Große Fragen, die viel politisches Kapital beanspruchen werden. Es wird viel Kraft kosten sicherzustellen, dass unsere maritimen Themen dabei nicht zu kurz kommen.

Denn auch in der maritimen Wirtschaft zeichnen sich immer deutlicher epochale Veränderungen ab: der Aufstieg Chinas auch in die High-Tech Segmente der Schiffbau- und Meerestechnikindustrie, die europäische Konsolidierung im Marineschiffbau, die Notwendigkeit Schiffsemissionen massiv zu senken, die voranschreitende digitale Revolution. Mehr denn je müssen die maritimen Akteure große Unsicherheiten bewältigen, verstärkt in neue Technologien, in Forschung, Entwicklung und Innovation investieren und neue Formen der Zusammenarbeit entwickeln. Dank unserer Innovationskraft bergen all diese Themen riesige Chancen. Aber ist der maritime Standort Deutschland hierfür schon optimal aufgestellt?

Ohne Zweifel gibt es herausragende Fähigkeiten in den Unternehmen. In vielen maritimen Feldern stammt führende Technologie aus Deutschland. Gleichzeitig haben wir jedoch schon erheblich an Substanz und an manchen Stellen auch an Know-How eingebüßt. In einigen Volumenmärkten lässt sich die Systemkompetenz nicht mehr wettbewerbsfähig abbilden. Bei der Konsolidierung der Zuliefermärkte sind deutsche Unternehmen attraktive Übernahmeziele. Über eigene große Akteure auf diesem Feld verfügen wir immer seltener. Auch bei den Rahmenbedingungen kann ein eindeutig positiver Trend nicht konstatiert werden. In Sachen Steuerentlastung oder Förderinstrumente nimmt der maritime Wirtschaftsstandort Deutschland sicher keinen Spitzenplatz ein. Mit einem ausgeprägten Fachkräftemangel, wachsender Bürokratie und bisweilen schwieriger Zusammenarbeit mit öffentlichen Auftraggebern, um nur einige Punkte zu nennen, drohen wir im internationalen Vergleich weiter zurückzufallen. Daran müssen wir dringend arbeiten, solange die Ausgangslage noch verhältnismäßig gut ist.

Eines lässt sich mit Sicherheit sagen: Auch 2019 wird es nicht langweilig. So ein Glück!