VSM Verbandsnachrichten 49. Ausgabe

VSM Verbandsnachrichten 49. Ausgabe

Liebe Leserinnen und Leser,

 

würde der schlafende Riese erwachen, erschütterte er die Welt, hat Napoleon schon vor 200 Jahren über China vorhergesagt. Wie viele andere Industriebranchen auch kann die maritime Wirtschaft heute belegen, wie Recht er hatte.

Im Schiffbau katapultierte sich das Land in weniger als 10 Jahren von 1,5 Mio. CGT Jahresproduktion auf fast 20 Mio. CGT, was in etwa der globalen Produktion von 2002 entspricht. Natürlich haben andere versucht dagegenzuhalten und so das Problem noch vergrößert. Heute ist der globale Schiffbaumarkt ein Scherbenhaufen mit Überkapazitäten soweit das Auge reicht  –  nicht nur in der Produktion sondern auch im Betrieb von Schiffen. Verluste zu senken, ist heute bei vielen Akteuren, egal ob Werft, Wertschöpfungskette oder Reeder, das Ziel. Profitabilität ist Mangelware. Hunderttausende Arbeiter werden vor allem in China und Korea nach Hause geschickt und nur der Griff in die Steuersäckel verhindert den wirtschaftlichen Ruin ganzer Regionen.

Fairer Wettbewerb hatte im Schiffbau immer schon Seltenheitswert. Doch was zurzeit passiert, sprengt alle Grenzen. Aber vielleicht muss es erst so schlimm werden, damit sich eine Lösung findet. Unser Kalkül: wenn alle verlieren, reift vielleicht die Bereitschaft, eine neue Grundordnung zu errichten. Europa kann sich dabei mit seinen Schiffbau-Erfolgen in den Spezialmärkten zurzeit aus einer Position relativer Stärke einbringen. Abhilfe könnte ein internationales Schiffbauabkommen schaffen, das verbindliche Rahmenbedingungen für faire Wettbewerbsbedingungen setzt und damit ausufernde Subventionierung, schädigendes Marktverhalten und vor allem die Abwärtsspirale bei den Marktpreisen unterbindet. Es ist nicht der erste Anlauf für ein solches Abkommen, aber es ist heute drängender denn je  –  auch weil sonst die Ressourcen fehlen, um wichtige Zukunftsthemen anzupacken wie den Aufbau eines sauberen und klimaneutralen Schiffsbetriebs.  

Wir stecken viel Arbeit in diese Ziele. Zahlreiche Gespräche und Foren sowohl innerhalb der Industrie als auch mit Regierungsvertretern, sowohl bilateral wie der EU-China-Dialog diese Woche als auch multilateral wie bei der OECD letzte Woche oder beim globalen Schiffbau-Spitzentreffen JECKU Mitte November. Erste Fortschritte zeichnen sich ab, die Erfolgsaussichten bleiben jedoch vage. Dennoch:  das Anliegen ist zu wichtig, es nicht zu versuchen.

Wir wünschen allen Mitgliedern, Freunden und Partnern eine schöne Adventszeit, ein besinnliches Weihnachtsfest, einen erfolgreichen Abschluss für das Jahr 2017und einen exzellenten Start ins neue Jahr. Wir freuen uns darauf, uns gemeinsam mit Ihnen auch 2018 mit voller Kraft für den Erfolg des maritimen Industriestandorts Deutschland einzusetzen.