VSM Verbandsnachrichten 4/2017

VSM Verbandsnachrichten 4/2017

Liebe Leserinnen und Leser,

Dr. Reinhard Lüken haben wir in den zurückliegenden Wochen eine geopolitische Zeitenwende erlebt? Ein Bierzelt wurde zum Rahmen für eine Botschaft, die global große Wellen schlug, als die Bundeskanzlerin wohl gesetzte Aussagen zu der schwindenden Verlässlichkeit einiger internationaler Partner traf.

Wichtige Staatsgäste aus Indien und China in Berlin, die Staatsbesuche in Argentinien und Mexiko, der G20 Afrika Gipfel – sie bilden einen deutlichen Kontrapunkt zum neuen Protektionismus und Rückzug aus internationalen Abkommen der USA. Die Kommentarspalten der internationalen Presse nehmen dieses Engagement wohlwollend zur Kenntnis. Konstruktiv, lösungsorientiert und zuverlässig werden als die prägenden Eigenschaften Deutschlands wahrgenommen, Eigenschaften, für die auch unsere Produkte Made in Germany stehen.

Ob der Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen tatsächlich einen tiefen Rückschlag für die Weltgemeinschaft darstellt, wie vielfach zu lesen war, erscheint dagegen keinesfalls klar. Klimapolitik beinhaltet sehr langfristige Prozesse. Die vielfältigen Gegenreaktionen auch im eigenen Land zeigen, wie gespalten die USA in dieser Frage sind. Ein Rücktritt vom Austritt dürfte durchaus eine realistische Option bleiben.

Andere Entwicklungen, für die dieser Schritt stellvertretend steht, werden jedoch womöglich viel schwieriger zu revidieren sein, denn der geopolitische Rückzug der USA als Führungsmacht öffnet Räume für andere. Für China ist die Haltung der Trump Administration ein Geschenk des Himmels. Hübsch mit „One Road, One Belt“ umschrieben, wird dort ein langfristig angelegter Plan zum Ausbau des internationalen Einflusses verfolgt und erhält nun unverhofft enormen Rückenwind.

Und auch Europa könnte vielleicht gerade zum rechten Zeitpunkt in Form einer neuen Sinnstiftung profitieren. Das Argument der Friedensgemeinschaft für unseren ehemals so kriegerischen Kontinent überzeugt immer weniger Menschen. Stattdessen Krisen über Krisen und Zulauf für national-konservative Kräfte. Doch das Chaos in London und Washington scheint nun die Gegenreaktion in Europa zu beflügeln. Die überwältigende Mehrheit des einzigen Pro-Europa Präsidentschafts-kandidaten in Frankreich ist ein beeindruckender Beleg dafür. Präsident Macron brachte die europäische Position nach Trumps Klimaentscheidung auf den Punkt: „Let’s Make our Planet Great Again“. Dazu hat ja auch Schiffbau und Meerestechnik aus Deutschland einiges beizutragen!

Sicher, es gibt viele sehr berechtigte Gründe, die Zweifel an einer möglichen Führungsrolle Europas nähren, aber immerhin üben wir schon seit 50 Jahren gemeinsam zu guten Lösungen zu kommen. Das Plädoyer der Bundeskanzlerin „Wir Europäer müssen unser Schicksal wirklich in die eigene Hand nehmen!“ sollte sich auch die Industrie zu Eigen machen.

Wir fangen nächste Woche schon mal an: beim Jahrestreffen unseres europäischen Verbandes, gemeinsam mit vielen der führenden Persönlichkeiten unserer Branche…

 

Viel Spaß beim Lesen!

 

 

Dr. Reinhard Lüken

Hauptgeschäftsführer

Verband für Schiffbau und Meerestechnik e. V