VSM Verbandsnachrichten 2/2017

VSM Verbandsnachrichten 2/2017

Liebe Leserinnen und Leser,

Dr. Reinhard Lüken zur Jubiläumsausgabe der Nationalen Maritimen Konferenz melden wir uns mit einem kurzen historischen Rückblick. Am 13. Juni 2000 hatte Bundeskanzler Gerhard Schröder dieses Format aus der Taufe gehoben. Die Werften liefen auf Hochtouren. 158 Schiffe, davon 74 % Containerschiffe mit einem Gesamtwert von 10,9 Mrd. DM (5,6 Mrd. €) wurden in Deutschland in dem Jahr bestellt – ein Weltmarktanteil von 5 %. Über 40 % der Aufträge stammten von deutschen Reedern. Und über 40% Umsatzanteil erwirtschafteten die deutschen Zulieferer im Inland.

Doch es zeichneten sich düstere Wolken am Himmel ab: Der europäische Rat hatte 1998 die Abschaffung der Schiffbausubvention bis Ende 2000 beschlossen. Für die letzte drei-jährige Förderperiode wurden noch einmal 960 Mio. DM (490 Mio. €) zur Verfügung gestellt. Der Zeitpunkt für diesen Politikwechsel galt als hochproblematisch, denn Korea wollte sich über den Schiffbau aus seiner Liquiditätskrise - der asiatischen Finanzkrise der späten 90er Jahre - retten und versorgte die eigenen Werften mit massiven Staatshilfen. So war allein Daewoo Heavy Industries gerade mit einem Hilfspaket von über 4 Mrd. $ vor der Insolvenz bewahrt worden.  

16 Jahre später blicken die Werften wieder auf ein gutes Auftragsjahr zurück. 30 Schiffe für knapp 7 Mrd. € konnten 2016 verkauft werden. Containerschiffe sind nicht mehr dabei und unter den Kunden finden sich kaum noch deutsche Reeder. Schiffbausubventionen gibt es ebenfalls schon lange nicht mehr, aber Innovationsförderung - immerhin 37,5 Mio. € standen dafür im letzten Jahr zur Verfügung. Von den 25.000 Werftbeschäftigten im Jahr 2000 sind gut 18.000 geblieben. Dennoch sorgt die Schiffbauindustrie heute für mehr Arbeitsplätze durch eine sehr viel längere Wertschöpfungskette. Am Passagierschiffbau beteiligen sich viel mehr Unternehmen als bei Containerschiffen. Außerdem ist das Exportgeschäft der Zulieferbetriebe stark gewachsen.

Der gegenwärtige Weltmarktanteil der Werften nach Auftragswert von 18% klingt angesichts der extremen weltweiten Auftragsflaute bei den Frachtschiffen beeindruckender als er ist. Die Weltmarktlage könnte kaum schlechter sein. China kündigt an, den High-Tech-Schiffbau aufzurollen und Korea pumpt zweistellige Milliardenbeträge in den Schiffbau. Auch Daewoo steht mal wieder kurz vor der Insolvenz – und der Staat steht diesmal mit rund 10 Mrd. $ zur Seite.

Ein schmerzhafter, aber erfolgreicher Strukturwandel liegt hinter uns. Doch die Herausforderungen sind nicht geschrumpft, im Gegenteil. Wird die Maritime Agenda 2025 reichen, um die Erfolgsgeschichte fortsetzen zu können? Wir sind gespannt auf den VSM-Newsletter 2/2025.

 

Dr. Reinhard Lüken

Hauptgeschäftsführer

Verband für Schiffbau und Meerestechnik e. V.