VSM Verbandsnachrichten 1/2017

VSM Verbandsnachrichten 1/2017

Liebe Leserinnen und Leser,

Dr. Reinhard Lüken 2017 ist noch jung, und allzu gerne möchten wir zu einer optimistischen Sicht auf die Welt beitragen. Sicher, die schwache Weltmarktnachfrage wird wohl nicht über Nacht verschwinden. Aber immerhin nähren die jüngsten Aussagen des Internationalen Währungsfonds ( IWF) zum World Economic Outlook des Jahres die Hoffnung auf Besserung. Die Ökonomen erwarten von den angekündigten Investitionsprogrammen in den USA und in China positive Impulse für das globale Wirtschaftswachstum.

Für den Weltschiffbau ist ohnehin auch kaum vorstellbar, dass die Nachfrage noch weiter abnimmt. Die Talsohle dürfte erreicht sein. Die aktuelle Frage lautet wohl eher, wann kommt die Markterholung und wie stark fällt sie aus. Angesichts der wachsenden Sorgen vor zunehmendem Nationalismus und Protektionismus muss man allerdings vor übertriebenen Erwartungen zurzeit wohl noch warnen.

Unzweifelhaft ist, dass 2017 in besonderer Weise ein politisches Jahr werden wird. Große Unsicherheit besteht vor allem in der westlichen Welt mit einer nach wie vor schwer berechenbaren Administration in Washington sowie einer Reihe anstehender schwieriger Wahlen in wichtigen EU-Mitgliedsländern, einschließlich Deutschland.

Richtung USA als Absatzmarkt müssen sich zumindest die Schiffbauer keine Sorgen machen. Strafzolldrohungen lassen uns kalt - mehr als den Markt vom Ausland komplett abzuschotten - wie es die Amerikaner im Schiffbau mit dem Jones Act schon seit einem Jahrhundert machen, geht kaum.

Die optimistische Sicht hätte bis vor wenigen Wochen noch erlaubt, auf möglicherweise positive Signale der neuen amerikanischen Administration in Richtung Russland zu verweisen, denn für die maritime Wirtschaft wäre die Beendigung der Sanktionen und eine schrittweise Rückkehr zu einer partnerschaftlichen Ost-West Zusammenarbeit auf jeden Fall hilfreich. Leider gibt es zurzeit keinerlei verlässliche Aussagen aus Washington, auch keine, auf die man diese Annahme noch stützen möchte.

Dennoch, ein wichtiger Aspekt scheint sich langsam abzuzeichnen: Die europäische Sicherheitsarchitektur wird sich verändern müssen. Wie der ehemalige US-Botschafter Kornblum es ausdrückte endet mit dem 45. Präsidenten der USA die Nachkriegsära. Europa müsse von nun an selbst für seine Sicherheit sorgen. Hier hat vor allem Deutschland besonderen Nachholbedarf, was u.a. bei der Teilstreitkraft Marine besonders deutlich wird. Dazu passt die aktuelle Entscheidung der Bundesministerin von der Leyen, die Beschaffung der MKS 180 von vier auf sechs Einheiten auszudehnen ebenso, wie der Beschluss des Haushaltsausschusses vom November, Mittel für ein weiteres Los von fünf Korvetten zur Verfügung zu stellen.

Da ist es gut zu wissen, dass Deutschland über eine der leistungs- und wettbewerbsfähigsten Marineschiffbauindustrien weltweit verfügt. Das stellt auch diese Ausgabe unseres Newsletters wieder einmal unter Beweis.

 

Dr. Reinhard Lüken

Hauptgeschäftsführer

Verband für Schiffbau und Meerestechnik e. V