Verbandsnachrichten 50. Ausgabe

Verbandsnachrichten 50. Ausgabe

Liebe Leserinnen und Leser,

Dr. Reinhard Lükendas neue Jahr beginnt mit Licht und Schatten. Zu den guten Nachrichten für Schiffbau und Meerestechnik zählen die neuen Aufträge, die gleich in den ersten Januarwochen verkündet wurden (siehe unten). Doch trotz guter Konjunkturdaten schienen die politischen Diskussionen in den letzten Wochen eher zum trüben Januar zu passen: Eine stockende Regierungsbildung, ein Sondierungsergebnis, das teure bzw. für die Marineschiffbauindustrie gar dramatische Konsequenzen haben würde, die Gefahr gar von Neuwahlen und damit weiteren 12 Monaten Stillstand! Und daneben drohte auch noch eine eskalierende Tarifauseinandersetzung.

Mit Unverständnis beobachteten viele Wähler die teilweise offenbar fehlende Bereitschaft zur Übernahme von Regierungsverantwortung, die einigen wie Arbeitsverweigerung anmuten mochte. Aber sind wir nicht selbst schuld? Wir, der Souverän, das Wahlvolk sind Chef. Wenn wir den Eindruck vermitteln, dass wir das Kritisieren mehr honorieren als das Gestalten, dürfen wir uns über das Resultat nicht wundern. Insbesondere nicht, da das Gestalten unterm Strich ja ganz gut funktioniert hat. Zumindest deutlich besser als in den meisten anderen Ländern rund um den Globus.

Klar, nicht alles war perfekt, es geht immer noch besser. Und ja, bei vielen Themen müssen wir uns mehr anstrengen, wenn wir unseren Wohlstand erhalten wollen. Das wurde bei unserem Parlamentarischen Abend sehr deutlich. Vor allem China stellt uns vor gewaltige neue Herausforderungen und entwickelt sich bei wichtigen Zukunftsthemen - insbesondere der Digitalisierung - schon heute weiter und schneller.

Das muss auch unser Sozialpartner verstehen. Der neue Pilotabschluss ist bei den Entgeltvereinbarungen für unsere Branche viel zu hoch. Anders als z.B. die Automobilindustrie können Tariferhöhungen wegen der im Schiffbau üblichen langen Lieferfristen und fixen Vertragspreisen nicht an den Markt weitergegeben werden. Jetzt muss das Ergebnis erst durch Steigerung der Produktivität und Flexibilität kompensiert werden, damit der Abschluss nicht zur Substanzbelastung wird. Das müssen wir zukünftig unbedingt besser im Blick behalten, denn eigentlich sollte die erfreuliche Auftragslage der Werften genutzt werden, um dem steigenden Wettbewerbsdruck Paroli zu bieten.

Eine vernünftige und durchaus zukunftsorientierte Lösung wurde dagegen bei den Arbeitszeiten gefunden. Die Flexibilisierung nach unten und oben entspricht den Wünschen der Mitarbeiter. Keine weitere Belastung der Arbeitgeber für sozialpolitische Aufgaben und eine gleiche und gerechte Behandlung aller Mitarbeiter entspricht der Vernunft. So sehen gute Kompromisse aus. Hoffentlich sagen das in Kürze auch alle Beteiligten, inklusive der SPD-Mitglieder, zu dem Ergebnis der Koalitionsverhandlung, wenn es so weit ist.

Auf dass sich das aktuelle Hochdruckwetter auch auf die Politik übertragen möge.

 

Dr. Reinhard Lüken

(Hauptgschäftsführer VSM)